Verborgene Talente
Etwa 55.000 Asylsuchende leben derzeit in Deutschland mit dem Status einer Duldung oder einer Bleibeberechtigung - oft schon über einige Jahre. Aufgrund ihres unsicheren Status dürfen sich Flüchtlinge nur in sehr eingeschränktem Ausmaß betätigen. Dadurch fehlen ihnen Möglichkeiten, sich individuell weiter zu entwickeln und sich in die Aufnahmegesellschaft zu integrieren; umgekehrt vergeudet die Gesellschaft viele Kompetenzen und Talente.
Kompetenzen und Talente (wieder) entdecken
Hier setzt das Kooperationsprojekt von IBM Deutschland und Caritas "Verborgene Talente" an. Im Gemeinschaftsprojekt werden Flüchtlinge gezielt motiviert, über ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu sprechen. IBM-Mitarbeiter stellen dies in einem persönlichen Profil zusammen. Auf Grundlage der Profile werden individuelle Entwicklungsmöglichkeiten ermittelt und passende Wege vorgestellt, sich zu engagieren und fortzubilden. Die Flüchtlinge kommen so in Kontakt zu Einrichtungen und Bewohnern in ihrem Stadtteil, können sich in ihrem Gastgeberland engagieren, und ihre Zeit nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und sich praxisnah weiterzubilden. Die Caritas bringt dazu die Feldkompetenz und Infrastruktur ein. Umgekehrt profitiert das Gemeinwesen von den vielfältigen Kenntnissen, Fertigkeiten und Erfahrungen der Flüchtlinge und vom kulturellen Austausch.
Durch das Engagement von IBM Deutschland in der Unternehmerinitiative "WIE - Wirtschaft. Initiative. Engagement" konnte das Projekt ausgeweitet werden und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) schloss sich an.
Das Gemeinwesen profitiert von den Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten der Flüchtlinge
Einblick in fremde Lebenswelten
Im September 2012 besuchten fünf MitarbeiterInnen des BMFSFJ "Verborgene Talente" und führten Interviews. Sie haben dadurch einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Caritas in Fürstenwalde erhalten, insbesondere in die Arbeit des BleibNet-Projektes, der überregionalen Flüchtlingsberatung und des Freiwilligenzentrums.
Ein Mitarbeiter aus dem BMFSFJ fasst seine Eindrücke in einer E-Mail zusammen:
"Lieber Herr Thieme,
auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen möchte ich Ihnen, lieber Herr Thieme, herzlich danken, dass wir unseren ersten Engagement-Tag in Ihrer Einrichtung in Fürstenwalde verbringen durften. Beeindruckt hat mich der umfassende und gut abgestimmte Hilfeansatz, mit dem die Caritas im Sozialraum für Menschen mit Migrationshintergrund unterwegs ist. Die Interviews zu führen war für uns ein spannendes Erlebnis, das verdeutlicht, wie man mit ehrenamtlichem Engagement Menschen in einer schwierigen Lebenslage effektiv helfen kann.
Die Begegnungen mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Schicksalen waren für uns sehr eindrucksvoll.
Das Engagement der IBM in Fürstenwalde ist wirklich eine tolle Sache.
Nochmals vielen Dank für alles und sehr gerne möchten wir natürlich wissen, wie die von uns befragten Menschen ihren Weg in unserer Gesellschaft weitergehen.