Familienministerin würdigt den Beruf der Altenpflege
Blutdruckmessen: Praktischer Einblick in die Welt der Pflege-AuszubildendenWalter Wetzler
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey will den Pflegeberuf und die sozialen Berufe insgesamt attraktiver machen, das betonte sie bei ihrem Besuch im Caritas-Seniorenzentrum St. Elisabeth in Velten. Gerade am Anfang und am Ende ihrer Lebensphase würden Menschen besondere Unterstützung und Zuwendung benötigen. Dafür brauche es Menschen, die sie umsorgen und ihnen ein sicheres, gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Zu den anwesenden Pflegenden sagte die Ministerin: "Sie alle sind Goldstaub, die in der Pflege arbeiten. Denn es gibt nicht genug von Ihnen."
Im Land Brandenburg führt der Mangel an qualifiziertem Personal schon heute in einigen Heimen zu einem Aufnahmestopp. Mit Blick auf den demografischen Wandel müsste in dem Bundesland bis 2030 die Anzahl der Pflegeheime und das entsprechende Pflegepersonal auf 70 Prozent erhöht werden, um den Bedarf zu decken. Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke, der auch nach Velten gekommen war, bestätigte: "Wir stehen vor riesigen Herausforderungen im Bereich der Pflege." Dennoch plädiert er dafür, das Thema nicht negativ zu diskutieren. "Wir können froh sein, dass Menschen älter werden. Nun ist es die Herausforderung der Zukunft, dass sie aktiv älter werden können."
Im direkten Austausch: Die Auszubildenden Roxy Hilprecht, Jana Wernitz und Eva Henze (vl)Walter Wetzler
Um an qualifizierten Pflege-Nachwuchs zu kommen und diesen auch im Beruf zu halten, müssen sich Arbeitsbedingungen und Vergütung grundlegend ändern. Das wurde auch im Gespräch der Familienministerin mit Auszubildenden der Caritas Altenhilfe in Velten deutlich. Viele würden sich den vermeintlichen Wunschberuf schlicht nicht leisten können, sagte Ausbildungskoordinatorin Romana Pawlak. "Natürlich bekomme ich auch viel von den Bewohnern, was mich dann durch den Tag trägt", betonte der Auszubildende Ralf Kaßube. "Ihre Miete können Sie davon trotzdem nicht bezahlen", musste auch Franziska Giffey einsehen.
Die Gesprächsrunde zwischen Ministerin Giffey, Ministerpräsident Woidke und den AuszubildendenWalter Wetzler
Eva Henze wünscht sich wie auch ihre Kollegen mehr Zeit. "Wir sind alle überlastet. Für ein Gespräch bleibt einfach keine Zeit, was schade ist - für uns und für die Bewohner", sagte Henze. "Die alten Leute haben so viel erlebt, sterben weg, aber ihre Geschichte hat niemand gehört." Auch Jana Wernitz, Auszubildende in der ambulanten Pflege gab der Ministerin auf den Weg: "Pflege nach Minuten funktioniert nicht." Menschen und ihre Bedürfnisse seien sehr individuell.
Franziska Giffey bedankte sich für die "sehr offenen und ehrlichen Worte". Sie versprach: "Ich will die Chance nutzen, mich als Ministerin um diese Dinge kümmern zu können." Der Besuch in Velten sei ein wichtiger Impuls gewesen.
Nahmen sich viel Zeit zum Zuhören: Ministerin Giffey und Ministerpräsident WoidkeWalter Wetzler
Die Auszubildenden der Caritas Altenhilfe fanden es ein wichtiges Zeichen, dass Franziska Giffey gekommen ist. So etwas sollte öfter gemacht werden, sind sie sich einig. Als sehr "authentisch und auf Augenhöhe", hat Jana Wernitz den Austausch mit der Ministerin empfunden. Ralf Kaßube sagt: "Das ist ein wichtiger Anfang gewesen", nun sei er gespannt, was daraus wird. Die Auszubildenden sind zuversichtlich, auch wenn große Mühlen bekanntermaßen langsam malen, wie Jana Wernitz einwirft. Egal, was wird: "Wir machen unseren Job trotzdem", betont Ralf Kaßube. Für ihn ist die Pflege eine sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe - den alten Menschen, die Zeit so schön wie möglich zu machen. "Dafür braucht es Zeit, motiviertes Personal und eine gute Ausbildung", fasst er zusammen.
Text: Christina Bustorf
Weitere Informationen zum Besuch finden Sie in unserer Pressemitteilung