Sonderzug für das Leben
Ehrenamtliche Peer-Berater von [U25]Foto: Angela Kröll
"Freie Fahrt für die Suizidprävention, zurück bleiben bitte!" - Caritasdirektorin Ulrike Kostka gab über das Mikrofon der Fahrerkabine aus das Startsignal zum Aktionstag am 13. Oktober, zu dem rund 50 junge Ehrenamtliche aus ganz Deutschland gekommen waren. Für sechs Stunden war eine S-Bahn der Berliner Ringbahnlinie S41 unterwegs, um das Thema Suizid aus der Tabu-Ecke zu holen. Außen war der Aktionszug mit großflächigen Aufklebern ("Ein Gespräch kann Leben retten") versehen, im Fahrgastraum hingen Auszüge aus authentischen Beratungsmails von [U25].
Kern der Aktion war es, mit den Fahrgästen ins Gespräch zu kommen, Infomaterial zu verteilen und auf Hilfsangebote aus ganz Berlin aufmerksam zu machen.
"Hallo, ich bin Michelle von [U25]. Wussten Sie, dass das Thema Suizid noch immer ein Tabuthema ist? Achten Sie auf Ihre Mitmenschen und sprechen Sie sie an, wenn Sie merken, dass es Ihnen nicht gut geht. Denn ein Gespräch kann Leben retten". Diese und andere Durchsagen waren im Aktionszug zu hören. Die jungen Ehrenamtlichen regten viele Fahrgäste im persönlichen Kontakt dazu an, mit einem offenen Gespräch über Suizidgedanken oder Depressionen in ihrem eigenen Umfeld nahe stehenden Menschen zu helfen. "Ich bin begeistert, wie offen und interessiert die Menschen auf uns reagiert haben und wie gut sie die Aktion angenommen haben", sagte Anna Gleiniger, Projektleiterin des Berliner Standorts von [U25].
Video zur Aktion "Sonderzug für das Leben"
Zum Projekt [U25]
[U25] ist ein Beratungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene in Krisen und Suizidgefahr. Per E-Mail kann man sich kostenlos, anonym und auf Augenhöhe beraten lassen (www.u25-berlin.de und www.u25-deutschland.de). Die Beraterinnen und Berater sind selbst junge Menschen im Alter bis 25 Jahren, werden in einer viermonatigen Ausbildung geschult und arbeiten ehrenamtlich im Projekt. [U25] gibt es an zehn Standorten im ganzen Bundesgebiet. Pro Jahr werden etwa 1.200 suizidgefährdete Jugendliche beraten. Aktuell engagieren sich bundesweit 200 junge ehrenamtliche Beraterinnen und Berater.
Neben [U25] waren auch viele andere Hilfsorganisationen aus dem Berliner Netzwerk Suizidprävention rund um Krisen, Depressionen und seelische Gesundheit am Aktionstag dabei und informierten am Bahnhof Südkreuz über ihre Angebote.
Caritasdirektorin Ulrike Kostka, Dr. Thomas Götz, Landesbeauftragter für Psychiatrie und Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung S-Bahn Berlin, hatten den Tag mit Grußworten eröffnet.
Beratungsstellen für Krisensituationen in Berlin
In einem speziell entwickelten S-Bahn-Netzplan zeigt das neu gegründete Berliner Netzwerk Suizidprävention, welche Organisationen rund um Krisen, Depressionen und seelische Gesundheit schnelle und unkomplizierte Unterstützung bieten. Auch beim Aktionstag waren viele aus dem Netzwerk dabei.